NEOWISE im Juli 2020
Die erste Beobachtungsnacht 11.07.2020 (Heiligenhafen, Ostsee Erlebniswelt)
Lange hat es gedauert bis es für mich wieder einen Kometen mit dem bloßen Auge zu sehen gab. In meinem Fall, seit Hale-Bopp (C/1995 O1) im Jahre 1997.. Die Aufregung war also groß endlich wieder einen Komet am Himmel strahlen zu sehen. Nach dem es die beiden viel versprechenden Kandidaten „Atlas“ und „Swan“, nicht an der Sonne vorbei geschafft haben. Nun lag die Hoffnung bei Neowise. Es musste nur noch das Wetter passen als er Anfang Juli nun auch auf der nördlichen Hemisphäre sichtbar wurde. Am Morgen des 11.07.2020 war das Wetter vielversprechend. Gegen 0:00 Uhr habe ich meine zwei Kameras in Stellung gebracht und gespannt gewartet. Leider zog genau an der Stelle wo der Komet zu sehen sein sollte Wolkenbänke am Horizont.. Der Rest des Himmels war frei und ich dachte mir nur – „Na toll, eine super Gelegenheit und dann so was, wie kann man nur so ein Glück haben“. Ich habe 1 Stunde gewartet und immer wieder versucht Neowise zwischen den Wolkenlücken mit dem Fernglas zu erhaschen. Ich dachte mir mit Mag 2, die der Komet haben sollte, müsste ich ihn doch sehen.. Auch wenn es langsam in der Morgendämmerung heller wurde. Doch dann gegen 1.05 habe ich Ihn endlich zwischen den Wolken durchschimmern gesehen! Ich war wie erstarrt, den Mund wahrscheinlich ganz offen und einfach nur baff.. Was für ein Anblick, er war viel heller als ich mir das vorgestellt hatte. Trotz des aufgehellten Himmels im hohen Norden, war der Schweif klar und deutlich mit dem bloßem Auge sichtbar! Ein noch schöneres Bild erhgab sich, als dann noch die leuchtenden Nachtwolken (NLC) dazukamen. Was für ein wunderbares Bild! Er stieg langsam immer weiter über die Wolkenwand die immer noch etwas störte. Nebenbei wollte ich noch einige Fotos machen und habe schon mal die Canon 6D auf Normalstativ und dem 100mm Makro bei f 3,2 und ISO 800 laufen lassen. Dabei ist dann diese schöne Zeitraffer entstanden.
Im Fernglas bei 10x Vergrößerung war der Schweif deutlich sichtbar und zweigeteilt zu erkennen. Die Länge des Schweifs würde ich auf ca. 5° schätzen. Es wurde nun deutlich heller aber ich habe ja noch die Sony A 6000 auf der Star Adventure mit dem Canon 70-200 L f4, laufen lassen. Auch hier kann man die Teilung des Schweifes gut erkennen. Der mittlerweile sehr helle Himmelshintergrung macht die Beobachtung etwas schwieriger, aber zusammen mit den NLC´s habe ich nun auch hier eine schöne Erinnerung auf den Chip verewigen können. Die Zeitraffer zeigt auch deutlich wie der Komet in der Morgendämmerung verblasst.. Das war meine erste gelungene und unvergesslich Nacht.
Die zweite Beobachtungsnacht 12.07.2020 (Heiligenhafen, Ortmühle)
An diesem Abend waren die Bedingungen ähnlich wie in der Nacht zuvor. Wieder dieses Wolkenband, das am Horizont die Sicht auf den Kometen erschwerte.. Neowise hat sich in der Zwischenzeit kaum verändert, immer noch ein prachtvoller Anblick, hell und mit bloßen Auge sichtbarem Schweif. Immer noch keine Spur des sonst so typischen grünen Kometenkopfs. An diesem Abend habe ich jedoch den Standort ans Wasser verlagert. Die Aufnahmen entstanden alle mit der Canon 6D und dem Tamon 24-70mm f2,8. Zwischen 1:30 bis 2:30 Uhr gaben die Wolken die Sicht auf den Kometen frei. So konnte ich einige schöne Erinnerungen am Wasser einfangen. Man Beachte, dass es fast Mitternacht ist und es wurde einfach nicht dunkel! In Heiligenhafen wird es in den Sommermonaten einfach nicht dunkel.. Im Frühjahr und Herbst ist es jedoch ein toller Standort mit sehr dunklem Nachthimmel.
Die dritte Beobachtungsnacht 18.07.2020 (Heiligenhafen, Ostsee Erlebniswelt)
Eine Woche später war ich wieder an meinem Beobachtungsstandort in Heiligenhafen. Endlich hatte ich in dieser Nacht freie Sicht auf den immer höher steigenden Kometen. Er ist etwas dunkler geworden als die Woche zuvor, aber immer noch gut mit dem freien Auge sichtbar. Ich würde seine Helligkeit auf Mag 2,5 schätzen. Für diese Nacht hatte ich mir vorgenommen den Kometen nicht nur mit dem Teleobjektiv abzulichten, sondern auch den „Kern“ etwas detaillierter mit meinem 6″ Newton und der ASI 178. Aber alles der reihe nach. Ich habe zeitgleich gleich drei Kamera laufen lassen. Für einige Stimmungsbilder habe ich das Tamron 24-70 f2,8 an die Canon 6D angeschloßen und einige Weitwinkel aufnahmen gemacht. Auf diesen Aufnahmen konnte mach schon gut den Schweif und den Ionen Schweif erkennen. Am Horizont war es um Mitternacht immer noch sehr hell, aber da Neowise jetzt etwas höher stand, hatte er sich vom Hintergrund besser abheben können.
Aus der letzen Woche hat sich das Setup mit der Sony und dem 70-200mm Objektiv auf der Star Adventure sehr bewährt. Also nutze ich diese Kombi als Mittlere Optik um den Kometen mit seinen beiden Schweifen etwas näher Ablichten zu können. Auf den Einzelbildern können man schon langsam erkennen, dass der Kometen Kopf ins grüne wechselt. Durch Bildbearbeitung ist die grüne Farbe jedoch verloren gegangen (durch HLVG).. Unten seht Ihr das Ergebnis nach einem Stack von 20x30s bei Iso 400. Der Ionen-Schweif war im G-Kanal am besten zu sehen, daher habe ich daraus ein G-RGB gemacht. Da der Himmel immer noch recht aufgehellt war, musste ich doch viel an den Reglern drehen um die extremen Gradienten zu entfernen.
Nun die Aufnahmen mit dem 6″ Newton (bei 750mm Brennweite) und der ASI 178 MM. Der L Kanal wurde für den Kern mit einem Gain von 200 und einer Belichtungszeit von 1s aufgenommen. Es wurden ca 350 Bilder zum Summenbild gestackt. Um die Details im Schweif sichtbar zu machen, wurde eine längere Belichtungszeit von 60x10s gewählt. Für die RGBs wurden 60 Bilder á 10s belichtet. Das Bild wurde in AS3! gestackt und in Firtswork zum L-RGB zusammen gesetzt, später in LR mit dem Klarheit-Regler die Details etwas hervorgehoben. Es ist keine super Aufnahme, aber mach erkennt doch einige Details im Schweif und in der Koma. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich meine in der Aufnahme im Kern so etwas wie eine kleine Spirale zu erkennen. Zumindest erkennt man deutlich das die eine Seite etwas heller ist als die andere und eine der 2-3 Schalen geht später zum Schweif über. Auch interessant ist, dass der Komet langsam grün wird. Der L-Kanal hier nochmal bei der 200% Ansicht.
Zu guter letzt ein Panorama aus einigen Hochformat Aufnahmen mit der 6D. Zu Neowise gesellen sich am Horizont NLC, im rechten Bildrand der aufgehende Mond, Venus und die Plejaden. Eines meiner Stimmungsvollsten Bildern und ein unvergesslicher Morgen.
Die vierte Beobachtungsnacht 25.07.2020 (Hamburg, Hummelsbüttel)
Es sind nun 14 Tage seit der ersten Beobachtung vergangen und der Komet wird langsam immer schwächer. Aus dem Hamburger Umland konnte ich Neowise zwar noch ohne optische Hilfsmittel (von der Brille abgesehen) nur noch als Stern der 3-4 Größe im Südlichen Teils des Großen Wangen wahrnehmen, es war aber leider weder Koma noch Schweif zu erkennen. Im Fernglas konnte ich noch ein Diffuses Objekt mit einem Schweifansatz sehen. Auf Bilder war es jedoch kein Problem nach kurzer Belichtungszeit den Doppel-Schweif sichtbar zu machen. Die Koma hat sich mittlerweile komplett ins grün verfärbt. Der Staubschweif wirkt etwas kürzer und schimmert leicht orange. Der Ionen-Schweif hin gegen ist immer noch recht lang mit einigen breiten und schmalen stellen.
Die beiden Bilder zeigen den Kometen einmal mit 50mm an der Canon 700D (drop) und 200mm an der Canon 6D.
Dies War auch leider meine letzte Beobachtung von Komet Neowise.